„Klasse für Klasse schlichen sich unsere Kinder in die Schule”

Hier sind zwei Zeitzeugenberichte –der eine von einem Lehrer, der andere von einer Schülerin - die die Lernatmosphäre in der Ghettoschule beschreiben. Obwohl dies zwei unterschiedliche Berichte sind, beschreiben sie beide eine ähnliche Erfahrung:

  1. Beide Zeitzeugen berichten, dass die Schüler hungrig waren. Sucht in beiden Berichten einen Satz, der den Hunger der Schüler beschreibt und markiert ihn mit Blau Farbe.
  2. In beiden Berichten wird erzählt, dass der Wille zu lernen trotz der schwierigen Umstände im Ghetto sehr stark war. Sucht in beiden Berichten einen Satz, der den Willen der Schüler beschreibt und markiert ihn mit Lila Farbe.

„Die Leitung der Ghettoschule war meine Aufgabe. Das war eine einzigartige Schule. Unsere Feinde verbaten die Bildung unserer Kinder und daher gründeten wir unsere Schulen im Untergrund: wir teilten die Kinder in kleine Klassen auf und verteilten diese auf allen Zimmern im Ghetto [...]

Klasse für Klasse schlichen sich unsere Kinder in die Schule, drängten sich in die Zimmer und folgten im Laufe von zwei Stunden aufmerksam dem Unterricht ihrer Lehrer. Anschließend verließen sie die Zimmer im Verborgenen, um Platz für die nächste Klasse zu machen. Hungrig und kaum bekleidet kamen sie zum Unterricht, und nur einmal in der Woche, am Freitag, nach einem warmen Bad in der Badewanne, konnten ihnen ihre Lehrer eine kleine Scheibe Brot mit Marmelade geben.

Und trotz alledem, nie wieder hat es Schüler gegeben, die sich so der Schule, den Lehrern und dem Lernen hingegeben haben wie die Ghettokinder. In all den Jahrzehnten meiner Tätigkeit als Lehrer habe ich nie wieder so viele begabte Kinder gehabt, wie in der Schule dieser Armutskinder.“

„Ich hatte das Glück, mich am Licht unserer wunderbaren Lehrerin P. Salitzka zu wärmen... Sie eröffnete und führte uns in eine neue, unbekannte Welt... Wir Mädchen kamen zum Unterricht zu ihr, und dort, in ihrer ärmlichen Wohnung mit dem durchlässigen Dach... wegen der Kälte behielten wir unsere Mäntel an... während des anhaltenden Sitzens schliefen unsere Beine ein, worunter wir litten, aber wir wagten es nicht, die Beine zu bewegen und dadurch Lärm zu machen, denn wir mochten nicht ein einziges Wort ihrer Erzählungen und ihrer Vorträge verpassen… Ihre Ausstrahlung und ihre Persönlichkeit hatten einen starken Einfluss auf uns... Nach der Zeit mit ihr war uns leichter. Es fiel uns sogar leichter den Hunger zu überwinden, uns zu beherrschen, und die für den nächsten Tag bestimmte Brotration nicht anzurühren.“

Ephraim Dekel, Ghetto Siauliai, Litauen

Die Seite Begriffe Standortkarte
Zurueck auf die Strasse