Im Ghetto Theresienstadt erschienen mehrere Kinderzeitungen, unter ihnen „Wedem“ und „Kamerad“. Der „Kamerad“ wurde im Heim der deutsch- und tschechischsprachigen Jugendlichen herausgebracht.
Die 22 Ausgaben der Zeitung „Kamerad“ wurden von den Jugendlichen von Hand und ohne fremde Hilfe geschrieben. Der Herausgeber Ivan Polak illustrierte sie.
In diesem Text, der in der Zeitung „Kamerad“ erschien, beschreibt Ivan Polak, den Prozess der Herstellung einer Ausgabe.
Frage zum Nachdenken:
Warum haben sich die Jugendlichen trotz der schwierigen Lebensumstände im Ghetto so viel Mühe gegeben, um eine Zeitung heraus zu bringen?
Was bedeutete ihnen die Zeitung und weshalb war sie ihnen so wichtig?
Was sind die Unterschiede zwischen dem „Kamerad” und einer normalen Zeitung?
„Während zu Hause eine Zeitung mehrere Büros, Hallen und Druckhäuser passierte, entstand der “Kamerad“ [אלט: העיתון] bei mir auf dem Etagenbett in einfachster Art und Weise. Und während zu Hause Mengen von Papier, Druckfarbe und verschiedene Maschinen zur Herstellung nötig waren, genügten zur „Geburt“ vom „Kamerad“ zwei Papierrollen, Tinte, Füller, Bleistift, Radiergummi und Wasserfarben. [...] Eine weitere Hürde auf dem Weg zum Erscheinen der Zeitung waren die Artikel. Kaum war eine Ausgabe herausgekommen, erklang schon wieder mein allen bekannter Satz - „Texte, Texte, ich habe keinen Stoff für die nächste Ausgabe“. Hatte ich am Tag darauf noch immer keinen Artikel bekommen, so verkündete ich „verflixt noch mal, wenn ihr nicht schreibt, dann erscheint der „Kamerad“ am Freitag nicht!“ Letztendlich rührte sich doch jemand, meist war das Middeleis, und dann kritzelte er mit seiner unlesbaren Handschrift einen giftigen Artikel über irgendein armes Würstchen aufs Papier. Aber den Artikel schrieb er auf Toilettenpapier, und so brauchte ich immer stundenlang für das Entziffern seiner Handschrift (normalerweise hatte ich dann danach Kopfschmerzen). |