Die unbeaufsichtigte Beschäftigung mit dem Holocaust in einem jungen Alter kann zu einem Trauma bei Kindern führen, sowie zu Distanziertheit und in manchen Fällen sogar zu einem Gefühl von Feindseligkeit im Zusammenhang mit dem Thema. Das Ziel der Homepage „Kinder im Ghetto“ und der begleitenden Unterrichtspläne ist es, jungen Schülern den Holocaust auf eine Art und Weise näherzubringen, die ihrer kognitiven und emotionalen Auffassungsgabe entspricht. Indem es in den Kindern Einfühlungsvermögen stiftet, hofft das Programm, in Zukunft eine urteilende Herangehensweise zu verhindern. Die Internetseite beschreibt das Leben während des Holocaust durch die Augen der Kinder, die in den Ghettos lebten. Sie versucht, diese komplexe Erfahrung so darzustellen, dass sie für die Kinder von heute greifbar wird.
Die Unterrichtseinheiten lenken die Schüler während der Arbeit mit der Internetseite auf bestimmte Themen und auf umfassende Fragen hin, die die verschiedenen Rubriken miteinander verbinden. Es ist wichtig, dass die Arbeit der Schüler von einem ihnen bekannten Lehrer begleitet wird. Während die Schüler dieses schwierige Thema kennen lernen sollten sie deshalb ein Erwachsener begleiten und einweisen, der mit ihnen einen guten und beständigen Kontakt hat.
Wir bieten zur Internetseite „Kinder im Ghetto“ drei thematische Unterrichtseinheiten und ein Konzept für eine Projektarbeit an. Jede der Unterrichtseinheiten ist in sich geschlossen. Es ist daher möglich, entsprechend der für das Thema eingeplanten Stundenzahl nur eine oder mehrere Einheiten auszuwählen.
Wir empfehlen mit dem Arbeitsblatt „Eingeschlossen und abgetrennt“ zu beginnen, welches einen Hintergrund über das Einsperren der Juden in den Ghettos bietet. Anschließend können dann die anderen Einheiten bearbeitet werden.
Die Unterrichtseinheiten beginnen mit einer Diskussion in der Lerngruppe. Das Ziel der Diskussion ist, die Kinder auf die Themen hinzulenken, auf die sie während der Unterrichtseinheiten und ihrer anschließenden Einzelarbeit treffen. Nach der einleitenden Diskussion werden die Arbeitsblätter verteilt und die Schüler wenden sich ihrer selbstständigen Arbeit auf der Internetseite „Kinder im Ghetto“ zu. Wir empfehlen während dieser Arbeitsphase Partnerarbeit zu fördern, um im Verlauf der Arbeit Diskussionen zwischen den Schülern zu ermöglichen.
Abschluss der selbstständigen Arbeit ist die Zusammenfassung in der Lerngruppe.
Die Einheiten sind für Doppelstunden (90 Minuten) konzipiert, sie können aber im Verlauf einer Einzelstunde von 45 Minuten durchgeführt werden, indem bestimmte Aufgaben nach Wahl des Lehrers gestrichen werden.
Außerdem können die Kinder aufgefordert werden, eine Projektarbeit im Verlauf der Arbeit mit der Internetseite „Kinder im Ghetto“ zu erstellen. Die Seite kann als Informationsquelle für das Projekt der Kinder genutzt werden.
Im Herbst 1939 begannen die Nazis, die Juden in Ghettos in Polen und Osteuropa einzusperren. Die Ghettos waren ein Mittel der Nazis, durch das sie die Juden vom Rest der Bevölkerung isolieren, und ihr Leben kontrollieren und sie beherrschen wollten. Normalerweise wurden die Ghettos in den ärmsten und überfüllten Stadtbezirken errichtet. Alle Juden der Stadt wurden in die zugewiesenen Bezirke gebracht und es war ihnen verboten, diese zu verlassen. Manche Ghettos waren noch dazu mit Hilfe einer Mauer von der Aussenwelt abgeschnitten. Die Juden mussten sich von allem verabschieden, was ihnen bekannt war und in die neue Umgebung ziehen, die völlig verarmt, unbekannt und überfüllt war. Die Welt der Kinder veränderte sich mit der Umsiedlung ins Ghetto radikal: das Haus in dem sie wohnten, die Freunde mit denen sie spielten, die Schule in sie gingen, nichts blieb wie es vorher war. Hinzu kam, dass Kinder oft gezwungen waren, sich um Dinge zu kümmern, die vor dem Krieg ausschließlich Aufgabe der Erwachsenen waren, z.B. Nahrungsmittel zu besorgen, zu arbeiten, Verantwortung für die Familie zu übernehmen und Vieles mehr. Die Abgegrenztheit im Ghetto führte nicht nur zur fast vollständigen Isolation der Juden von ihrer Umgebung, sondern auch zu schwierigen Lebensumständen, die durch Hunger, Überfüllung und Zwangsarbeit verursacht wurden.Trotz all der Schwierigkeiten und Not im Ghetto, versuchten die Juden, eine so gewöhnliche und normale Routine wie möglich aufrecht zu erhalten. Für die Kinder wurden Kindergärten und Schulen eingerichtet, oft im Untergrund, und in einigen der Ghettos wurden sogar Theater gegründet und Vorführungen für die Ghettobewohner aufgeführt. Trotz der schweren Lebensbedingungen unter denen sie nun lebten, haben die Kinder weiter gespielt, Gedichte geschrieben, Bilder gemalt und von besseren Tagen geträumt.